Bauwerk

Bereits im Jahr 1205 wird eine Kapelle „Unserer lieben Frauen“ am heutigen Standort der Frauenkirche erwähnt. Zur spätgotische Hallenkirche wurde sie im Laufe des 15. Jahrhunderts ausgebaut.
Die fast quadratischen Abmessungen des dreischiffigen Kirchenraumes verleihen diesem eine besondere Atmosphäre. Der Kirchturm prägt mit seiner achteckigen barocken Haube das Stadtbild. Sechs Mal täglich erklingt von ihm das weltweit älteste Glockenspiel aus Meissener Porzellan. In den Jahren 2013 bis 2016 wurden Kirche und Turm einer umfassenden Sanierung unterzogen.

Frauenkirche Meissen

Kirchenschiff

Beim Betreten des Kirchenschiffes erstaunt zunächst die gedrungene Baugestalt. Aufgrund der topographischen Verhältnisse und des Vorhandenseins eines Vorgängerbaus musste das Gebäude breiter als lang angelegt werden. Der Eingang an der Nordseite der Kirche befindet sich drei Meter über dem Südeingang am Markt.

Der steinerne Hauptaltar im Chor ist mittelalterlichen Ursprungs und wurde dem Hochaltar des Meißner Domes nachempfunden. Der spätgotische Altarschrein aus Lindenholz mit Blattgold belegt stammt von einem Meister der Meißner Schnitzwerkstatt. Im mittelalterlichen Stil ist im Mittelteil Gott selbst als weiser Mann dargestellt, neben ihm Christus und Maria, der diese Kirche 1457 geweiht wurde. Weitere Bilddarstellungen zeigen Szenen aus dem Leben Jesu. Die Seitenflügel sind im Original nicht mehr vorhanden und wurden als Ornamenttafeln neu geschaffen.

Das Gewölbe, dessen Schlusssteine und Gewölberippen in leuchtend rotem Farbton gehalten sind, steigt im Chor leicht an. Den Abschluss der Apsis bilden drei farbige Chorfenster von 1888 mit biblischen Szenen, entworfen von Wilhelm Walther, dem Gestalter des Dresdner Fürstenzuges. Im Kirchenschiff befinden sich weitere Kunstwerke aus unterschiedlichen Zeiten, jeweils Zeugen des lebendigen Glaubens der Gemeinde.   

Ein weiteres bemerkenswertes Kunstwerke befindet sich heute auf der Empore in der Süd-West-Ecke der Kirche, ein Altarbild im romantischen Stil von 1840. Es zeigt den auferstandenen Christus und wurde von Julius Hübner geschaffen.

Im nördlichen Seitenschiff ist als Glaubenszeugnis der Reformation eine Grabtafel für den Bürgermeister Waldklinger und seine Familie von 1548 zu sehen, ein Werk der Cranach-Schule.

Orgel

Die Jehmlich-Orgel in der Frauenkirche zu Meißen ist eine fast original erhaltene und daher bedeutende Zeitzeugin. Erbaut in den Jahren 1930 bis 1937 bildet sie den Stilwandel der „deutschen Orgelbewegung“ ab. Im Bestand des Pfeifenwerkes befinden sich bemerkenswerter Weise aus Vorgängerorgeln die nach aktueller Erkenntnis ältesten in Sachsen noch erhaltenen Orgelpfeifen (vgl. Gutachten von Reinhard Schäbitz, 2016).

Nach jahrelangem Schweigen wurde das historisch bedeutsame Pfeifenmaterial von August 2019 bis Mai 2021 von der Firma Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert und ist nun in voller Pracht wieder zu erleben.

Turm der Frauenkirche Meißen

Turm

Der westlich des Kirchenschiffes gelegene Turm stammt wahrscheinlich aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts. Zwischen den Bürgerhäusern aufragend bildet er einen Kontrapunkt zum Burgberg mit dem Dom und der Albrechtsburg.

Seine barocke Turmhaube, die Türmerwohnung und der Turmumgang wurden erst nach einem Blitzeinschlag und Brand im Jahr 1547 aufgebaut.
In einer der gotischen Fensteröffnungen des Turmes hängt seit 1929 das weltweit erste abstimmbare Glockenspiel aus Meissener Porzellan.

Der Kirchturm lädt noch heute zum Aufstieg ein. Über eine Wendeltreppe erreicht man das erste Turmgeschoss. Der Türseite gegenüber sind die Umrisse eines sogenannten Kleeblattfenster zu sehen. Es deutet auf eine Errichtung der unteren Turmgeschosse im späten dreizehnten oder frühen vierzehnten Jahrhundert hin. Auf der nächsten Ebene, dem ehemalige Leuteboden, befindet sich die historische Antriebswalze des Glockenspiels. Heute wird es elektronisch angesteuert und nur zu besonderen Anlässen von Hand gespielt. Der weitere Aufstieg führt an den vier Stahlgussglocken des Geläuts von 1929 vorbei. Im vierten Geschoss ändert sich der Grundriss des Turmes, aus dem Viereck wird ein Achteck. Hier ist das Uhrwerk der Turmuhr untergebracht. Stunden- und Viertelstundenglocke aus Bronze hängen in der Laterne der Kirchturmspitze und sind nicht zu sehen. Der weitere Weg nach oben gewährt Einblick in Gemächer des Türmers, der bis 1907 mit seiner oft sehr kinderreichen Familie die Türmerwohnung bewohnte.

Nach 193 Stufen bietet sich dem Besucher ein wunderschöner Ausblick vom Turmumgang über die  Stadt und manch reizvoller Einblick in Hinterhöfe und Gassen.